verblühter Flieder
und auch die langen Tage
sind bald Geschichte –
wenn ich recht überlege
könnte auch ich nun gehen
Einunddreißig
Traditionell gilt in der japanischen Dichtung der Herbst als Jahreszeit des Abschieds und der Veränderung. Mit seinen fallenden Blättern, den bunten Farben und der bevorstehenden Erstarrung des Winters erscheint dies nachvollziehbar.
Trägt man eine solche klassische Erwartung im Hinterkopf, erscheint Eva Limbachs Tanka eher überraschend. Betrachtet man anhand der beobachteten Umgebung die jahreszeitliche Verortung, ist es mit der Fliederblüte in der Regel bis Anfang Juni meist vorüber. Mitten im Sommer trägt die eher depressive Stimmung des Texts etwas befremdlich in sich. Auch wenn der Herbst noch weit entfernt ist, scheint er schon seinen Schatten auf das innere Befinden des lyrischen Ichs vorauszuwerfen. Man mag sich fragen, weshalb dem Betrachter in der sommerlichen Umgebung gerade der "verblühte Flieder" ins Auge fällt? Es sind wohl nicht so sehr die äußeren Veränderungen, die diese Stimmung hervorrufen, sondern die Ahnung davon, was nun noch folgen wird. Dies zeigt sich in der Fortsetzung "und auch die langen Tage / sind bald Geschichte", die – auf keiner unmittelbaren Beobachtung beruhend – schon in die Zukunft verweist.
Letztendlich scheinen die eingetrockneten, nicht mehr besonders ansehnlichen Blütenstände des Flieders und die Ahnung kürzer werdender Tage sinnbildlich für das eigene herannahende Altern zu stehen. Treffender könnten unter diesem Blickwinkel die letzten beiden Zeilen kaum lauten als "wenn ich recht überlege / könnte auch ich nun gehen".
Vielleicht spricht hier eine diffuse Angst, die Zukunft würde weniger Lebens- und Erlebenswertes bereithalten als die vorangegangene Zeit. Zumindest ist diese Erkenntnis noch vorsichtig im Konjunktiv "könnte" formuliert und bleibt vorerst ein Gedankenspiel.
Traditionell gilt in der japanischen Dichtung der Herbst als Jahreszeit des Abschieds und der Veränderung. Mit seinen fallenden Blättern, den bunten Farben und der bevorstehenden Erstarrung des Winters erscheint dies nachvollziehbar.
Trägt man eine solche klassische Erwartung im Hinterkopf, erscheint Eva Limbachs Tanka eher überraschend. Betrachtet man anhand der beobachteten Umgebung die jahreszeitliche Verortung, ist es mit der Fliederblüte in der Regel bis Anfang Juni meist vorüber. Mitten im Sommer trägt die eher depressive Stimmung des Texts etwas befremdlich in sich. Auch wenn der Herbst noch weit entfernt ist, scheint er schon seinen Schatten auf das innere Befinden des lyrischen Ichs vorauszuwerfen. Man mag sich fragen, weshalb dem Betrachter in der sommerlichen Umgebung gerade der "verblühte Flieder" ins Auge fällt? Es sind wohl nicht so sehr die äußeren Veränderungen, die diese Stimmung hervorrufen, sondern die Ahnung davon, was nun noch folgen wird. Dies zeigt sich in der Fortsetzung "und auch die langen Tage / sind bald Geschichte", die – auf keiner unmittelbaren Beobachtung beruhend – schon in die Zukunft verweist.
Letztendlich scheinen die eingetrockneten, nicht mehr besonders ansehnlichen Blütenstände des Flieders und die Ahnung kürzer werdender Tage sinnbildlich für das eigene herannahende Altern zu stehen. Treffender könnten unter diesem Blickwinkel die letzten beiden Zeilen kaum lauten als "wenn ich recht überlege / könnte auch ich nun gehen".
Vielleicht spricht hier eine diffuse Angst, die Zukunft würde weniger Lebens- und Erlebenswertes bereithalten als die vorangegangene Zeit. Zumindest ist diese Erkenntnis noch vorsichtig im Konjunktiv "könnte" formuliert und bleibt vorerst ein Gedankenspiel.
Kommentar: Tony Böhle
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