Mittwoch, 15. Januar 2020

der alte Borsalino …
ich borge mir
Vaters Traum



Dass ein Markenname wie „Borsalino“ für einen bekannten Hut derart viele Assoziationen und Bilder, ja, Träume hervorrufen kann! Von diesem Phänomen lebt das ungewöhnliche Haiku.
„Borsalino“ ist der Name und die Marke eines italienischen Herstellers von Herrenhüten – Giuseppe Borsalino aus Piemont. Bekannt wurde der Hut dadurch, dass ihn Politiker und Mafia-Bosse, vor allem aber berühmte Schauspieler und Sänger ab Mitte des 20. Jahrhunderts trugen: Winston Churchill und Al Capone, Humphrey Bogart und Marlon Brando, Michael Jackson und viele andere ...
In diesem Haiku geht es um „den alten Borsalino des Vaters“. Darin schwingen das Leben und die Persönlichkeit des Vaters mit (verstorbenen/lebend?), für den dieser Hut „ein Traum“ war/ist. Die zweite Zeile des Haiku beginnt ganz harmlos: „ich borge mir“. Das evoziert das Bild des Sohnes, der den Hut des Vaters einfach mal ausprobieren möchte. Erst mit der dritten und letzten Zeile öffnet sich (haiku-like) Raum für das Ungesagte bzw. Un-sagbare:
Es ist die Vermutung, dass der Vater mit dem Hut bestimmte Träume und Sehnsüchte verband/verbindet. Das bringt ihn dem Sohn näher. Welche Träume das sind, wird nicht gesagt – es bleibt einfach offen. Im „Borgen des Borsalino“ (hübsche Alliteration!) kommt zugleich die Würdigung des Vaters wie auch die „Nähe ihrer Träume“ d.h. die Verbindung im Unbewussten von Vater und Sohn zum Ausdruck.
Ist das Haiku nicht auch eine Hommage an diese altmodischen traumhaften Hüte und ihre Träger?!


(Kommentar René Possél)

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